Urologische Untersuchungen —

(Video-)Urodynamik

Die urodynamische Untersuchung (Blasendruckmessung) ist eine wichtige diagnostische Methode in der Urologie und Urogynäkologie. Sie liefert hilfreiche Informationen über den Harntrakt der Patienten und ist die einzige Methode, die objektiv die Funktion und Dysfunktion des unteren Harntraktes beurteilen kann und ist bspw. bei Patienten mit neurogener Detrusor­überaktivität (NDO) von besonderer Bedeutung. Gemäß der EAU-Leitlinie wird eine Urodynamik bei Therapiebeginn und während der Therapie für alle NDO-Patienten empfohlen. Auch bei Kindern wird eine frühzeitige urodynamische Untersuchung (ggf. Video-Urodynamik) und konsequente Kontrollen in den Leitlinien empfohlen. Diese Untersuchung ist zudem essenziell für die Behandlung der Blasen­funktions­störungen.

Die Urodynamik untersucht die Blasenaktivität und den Becken­boden, indem sie die Vorgänge der Blasenfüllung und Blasen­entleerung nachahmt. Bei der Spezialvariante, der Video-Urodynamik, wird synchron immer wieder kurz röntgenologisch durch­leuchtet, um die Form der Blase, der Harnröhre und einen eventuellen Rückfluss zur Niere darzustellen. Diese Untersuchung ist besonders sinnvoll bei vermuteten neurologischen Störungen der Blasen- oder Beckenbodenfunktion.

Eine der Aufgaben des Harntraktes ist es, das Blut in der Niere zu filtern und als Urin auszuscheiden. Der Urin fließt über die Harnleiter in die Blase. Die Blase speichert den Urin und entleert sich willentlich, meist bei einer Füllmenge von 150–500 ml, vollständig, zügig, ohne hohe Blasendrucke und ohne Bauchpresse am „passenden Ort und in einer passenden Situation“. Dies geschieht beim Gesunden tagsüber ca. 4–7 Mal und nachts 0–1 Mal. Diese Vorgänge werden über das Rückenmark und das Gehirn gesteuert. Es können jedoch Störungen an verschiedenen Stellen zwischen Blase und Gehirn auftreten. Bei einer Funktionsstörung der Blase, wie z.B. Harninkontinenz, kann nur durch die Darstellung der Blasen­aktivität und des Becken­bodens mittels Urodynamik der Grund für die Funktions­störung festgestellt werden.

Ablauf der urodynamischen Untersuchung

Vorbereitung: Unmittelbar vor der Untersuchung wird der Patient gebeten, die Blase zu entleeren.

Positionierung: Im Untersuchungszimmer bzw. im Röntgenraum muss der Patient sich „untenherum“ freimachen und mit einem Tuch bedecken. Daraufhin nimmt der Patient auf einem speziellen Untersuchungs­stuhl Platz.

Katheterisierung und Elektrodenanbringung: Ein dünner Katheter wird zur vollständigen Entleerung der Blase eingeführt. Ein sehr dünner Messkatheter wird in die Blase und in den Enddarm gelegt. Klebeelektroden werden am Damm angebracht.

Füllungsphase: Trotz liegender Messsonde kann sich die Blase willentlich oder unwillentlich entleeren. Dieser Zustand ist gewünscht und sollte keine Irritationen oder Schamgefühle auslösen. Die Blase wird nun sehr langsam aufgefüllt (bei der Video-Urodynamik mit Röntgen­kontrastmittel). Zwischendurch wird der Patient aufgefordert, zu husten, zu pressen bzw. das Gefühl bei der Füllung zu beschreiben. Ferner sollte der Patient auch angeben, wenn er einen ersten leichten Harndrang verspürt oder das Bedürfnis hat, Wasser zu lassen.

Zusammenfassung

Die urodynamische Untersuchung ist eine essenzielle diagnostische Methode, die wesentliche Informationen über die Funktion und Dysfunktion des unteren Harntraktes liefert. Sie ist notwendig für die Klassifikation und Behandlung von Harnblasenfunktionsstörungen und wird gemäß den Leitlinien bei verschiedenen Patientengruppen, einschließlich Kindern, empfohlen. Der Ablauf der Untersuchung umfasst die Vorbereitung, Katheterisierung, Füllungs- und Entleerungsphase, wobei der Patient aktiv in den Prozess eingebunden wird. Durch diese umfassende Diagnostik kann die Grundlage für eine individuell angepasste Therapie geschaffen werden, um die Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu verbessern.

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